Der Ginseng (Panax) ist ein faszinierendes Gewächs. Er gilt als „Menschenwurzel“ (wegen der an einen menschlichen Körper erinnernden Form) und „Allheilmittel“. Der lateinische Name „Panax“ leitet sich vom Namen der griechischen Göttin Panacea, der Tochter des Heilgottes Asklepios, ab. „Panacea“ wird übersetzt mit „alles heilen“. Und die wenige Zentimeter große Knolle der Ginsengpflanze hat in der Tat einiges zu bieten. Lesen Sie weiter und überzeugen Sie sich von den besonderen Vorzügen…
Die Top 5 Fakten über Ginseng
- Artenvielfalt: Es gibt verschiedene Ginseng-Arten, darunter den echten Ginseng (Panax ginseng) und den sibirischen Ginseng (Eleutherococcus senticosus). Der echte Ginseng enthält die für seine Wirkung verantwortlichen Ginsenoside.
- Fermentation: Durch Fermentation kann der Ginseng so behandelt werden, dass er die Wirkung von jahrelanger Reifung imitiert. Dieser Prozess erhöht den Gehalt an Ginsenosiden und anderen Vitalstoffen.
- Anwendungsgebiete: Ginseng wird traditionell zur Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, zur Unterstützung des Immunsystems und zur Verbesserung der Konzentration eingesetzt.
- Nebenwirkungen: Bei sachgemäßer Anwendung gilt Ginseng als sicher. Bei übermäßiger Dosierung können jedoch Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Nervosität oder Kopfschmerzen auftreten.
- Kaufkriterien: Beim Kauf von Ginseng-Produkten sollte auf die Art des Ginsengs, den Gehalt an Ginsenosiden und die Qualität des Herstellungsprozesses geachtet werden, um eine optimale Wirkung zu gewährleisten.
Ginseng ist nicht gleich Ginseng!
Panax Ginseng, roter (koreanischer) Ginseng, sibirischer Ginseng bzw. borstige Taigawurzel, … hätten Sie gewusst, dass es nicht nur eine, sondern verschiedene Ginseng-Arten gibt, von denen einige mehr für medizinische Zwecke relevant sind als andere? Und dass lediglich die Gattung Panax richtiger Ginseng ist? Der sibirische Ginseng fällt aus dieser Kategorie heraus, weil er nicht die für den Panax typischen Ginsenoside enthält, sondern Eleutheroside (welche trotzdem nutzvolle Eigenschaften haben).
Weißer und roter (koreanischer) Ginseng: Weißer Ginseng ist der ursprüngliche, unbehandelte Ginseng. Roter Ginseng entsteht, wenn weißer Ginseng zu Konservierungszwecken bedampft bzw. getrocknet wird, um diesem Wasser zu entziehen und einer Schimmelbildung vorzubeugen. Die Koreaner haben dazu ein spezielles Konservierungsverfahren erfunden, weshalb der rote Ginseng auch koreanischer Ginseng genannt wird. Man setzt den geernteten weißen Ginseng heißer Luft aus, wodurch der im Ginseng enthaltene Zucker karamellisiert und die rötliche Färbung entsteht.
Koreanischer Ginseng / roter Ginseng, auch Panax Ginseng C. A. Meyer (nach dem deutsch-russischen Botaniker Carl Anton Meyer, der die erste dezidierte Abhandlung über den Panax verfasste) gilt als „Echter Ginseng“, da er als am effektvollsten eingestuft ist. Das liegt am – im Vergleich zu den übrigen Ginseng-Sorten – höchsten Gehalt an Ginsenosiden.
Amerikanischer (Panax quinquefolius) und chinesischer Ginseng/Notoginseng (Panax notoginseng): Bezeichnen die in Nordamerika bzw. China beheimateten Panax-Sorten.
Sibirischer „Ginseng“ ist genau genommen kein Ginseng, gehört aber wie der Panax-Ginseng zur Familie der Araliengewächse. Er trägt auch die Bezeichnung Taigawurzel, bedingt durch seine Herkunft in der sibirischen Taiga. Sibirischer Ginseng ist ein Adaptogen (aus dem Englischen „to adapt“ = sich anpassen). Dabei handelt es sich um pflanzliche Stoffe, die insbesondere die Stresstoleranzgrenze des Organismus erhöhen bzw. eine Anpassung an einen Stresszustand fördern sollen.
Ginsenoside – bedeutendster Inhaltsstoff des Panax-Ginsengs
In der Ginsengknolle finden sich einzigartige Saponine (in Wasser schäumende sekundäre Pflanzenstoffe) – die Ginsenoside, die den Ginseng vor einem Befall mit Bakterien und Pilzen schützen. Sie stecken vor allem in der äußersten Schicht der Wurzelschale. Ginseng mit einer höheren Ginsenosid-Anzahl gilt als hochwertiger bzw. medizinisch bedeutsamer. Der Gehalt an Aktivstoffen im Ginseng nimmt auf natürliche Weise, mit Reifung der Ginsengwurzel, zu.
Fermentierter Ginseng für einen gesteigerten Ginsenosid-Gehalt
Damit der Ginseng sein volles Nährstoffspektrum entwickeln kann, muss er möglichst lange (mehrere Jahre) reifen. Qualitätsvoller Ginseng ist dementsprechend teuer. Fermentation imitiert den langwierigen Reifeprozess auf natürliche und schonende Weise für den bestmöglichen Erhalt der Ginseng-Aktivstoffe. Plus: Bei der Reifung bzw. Fermentation entsteht das sogenannte Compound K, ein nutzbringendes Ginseng-Metabolit (1), das sonst nur in teurem, lange gereiften Ginseng enthalten ist (2). Das Besondere: Compound K ist besser bioverfügbar als andere Ginsenoside (3).
Anwendungsgebiete und Wirkung von Ginseng
Die „alles heilende Knolle“ wird seit Jahrhunderten vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt. Moderne wissenschaftliche Forschung kann die volksmedizinisch überlieferten Effekte des Ginseng stützen:
Koreanischer Ginseng (Panax-Ginseng)
- Blutzucker und Diabetes mellitus Typ 2: Panax-Ginseng verbessert den Glukose-Stoffwechsel, woraus sich ein mögliches Einsatzgebiet bei Typ 2-Diabetes erschließt (4).
- Erektile Dysfunktion: In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurde die Wirksamkeit von koreanischem rotem Ginseng auf eine leichte bis mittelschwere erektile Dysfunktion im Vergleich zu einem Placebo untersucht. Die Patienten erhielten entweder 3 Mal täglich 1.000 mg koreanischen roten Ginseng oder ein Placebo. Die Ergebnisse wurden von den Studien-Teilnehmer anhand des offiziellen, internationalen Selbsttests für Erektionsstörungen (International Index of Erectile Function (IIEF-5)-Score) beurteilt. Die Ergebnisse: Das Erektionsvermögen sowie die Rigidität (Steifheit), Penetrationsfähigkeit und die Beständigkeit der Erektion waren in der Ginseng-Gruppe signifikant höher als in der Placebo-Gruppe (5).
Sibirischer Ginseng (Taigawurzel)
- Müdigkeit: Sibirischer Ginseng kann Müdigkeit verringern (6).
- Kognitive Leistung: Sibirischer Ginseng führt zu einer Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit (7).
- Durchblutung: Sibirischer Ginseng verbessert die Durchblutung(7).
Nebenwirkungen
Bei einer Überdosierung kann es möglicherweise zu Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Unruhe, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Magenkrämpfen kommen (8).
Ginseng kann wie beschrieben den Blutzucker senken. Diabetikern sollte vor der Einnahme Rücksprache mit einem Arzt halten und von einer zu hohen Dosierung absehen, um keine Unterzuckerung zu riskieren (9).
Häufige Fragen zu Ginseng
Was bewirkt Ginseng im Körper?
Ginseng hat vielfältige Effekte wie eine Anregung des Immunsystems und der Durchblutung. Zudem fördert es die Stressresistenz und die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.
Welchen Ginseng soll ich kaufen?
Bei der Auswahl des richtigen Ginseng-Produktes kommt es insbesondere darauf an, welcher Ginseng verwendet wurde. Die einzelnen Ginseng-Arten unterscheiden sich vor allem in ihrem Ginsenosid-Gehalt. Koreanischer roter Ginseng gilt als besonders nutzbringend, ebenso wie der sibirische Ginseng, bedingt durch die enthaltenen Eleutheroside.
Wer darf Ginseng nicht nehmen?
Ginseng gilt als allgemein gut verträglich. Diabetiker sollten jedoch vor der Einnahme einen Arzt konsultieren und die Dosierungsanweisungen genau beachten.
Referenzen
- Yoo, Jae-Myung, et al. „Enhanced production of compound K in fermented ginseng extracts by Lactobacillus brevis.“ Food science and biotechnology 28.3 (2019): 823-829.
- Bae, Hyun Jung, et al. „Influence of aging process on the bioactive components and antioxidant activity of ginseng (Panax ginseng L.).“ Journal of food science 79.10 (2014): H2127-H2131).
- Sharma A, Lee HJ. Ginsenoside Compound K: Insights into Recent Studies on Pharmacokinetics and Health-Promoting Activities. Biomolecules. 2020 Jul 10;10(7):1028. doi: 10.3390/biom10071028. PMID: 32664389; PMCID: PMC7407392.
- Shergis, Johannah L., et al. „Panax ginseng in randomised controlled trials: a systematic review.“ Phytotherapy Research 27.7 (2013): 949-965.
- DeAndrade, Enrico, et al. „Studie zur Wirksamkeit von koreanischem rotem Ginseng bei der Behandlung von erektiler Dysfunktion.“ Asiatisches Journal für Andrologie 9.2 (2007): 241-244.
- Arring, Noel M., et al. „Ginseng as a treatment for fatigue: a systematic review.“ The Journal of Alternative and Complementary Medicine 24.7 (2018): 624-633.
- Dose Dependent Changes in Cognitive Performance and Mood following Acute Administration of Ginseng to Healthy Young Volunteers DO Kennedy, AB Scholey, KA Wesnes – Nutritional Neuroscience, 2001 – Taylor & Francis.
- Nam-Hun Lee, Chang-Gue Son, Systematic Review of Randomized Controlled Trials Evaluating the Efficacy and Safety of Ginseng, Journal of Acupuncture and Meridian Studies, Volume 4, Issue 2, 2011, Pages 85-97, ISSN 2005-2901, https://doi.org/10.1016/S2005-2901(11)60013-7.
- Vuksan V, Sung MK, Sievenpiper JL, Stavro PM, Jenkins AL, Di Buono M, Lee KS, Leiter LA, Nam KY, Arnason JT, Choi M, Naeem A. Korean red ginseng (Panax ginseng) improves glucose and insulin regulation in well-controlled, type 2 diabetes: results of a randomized, double-blind, placebo-controlled study of efficacy and safety. Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2008 Jan;18(1):46-56. doi: 10.1016/j.numecd.2006.04.003. Epub 2006 Jul 24. PMID: 16860976.