Acai Beere- Superfood aus Brasilien

Acai ist in aller Munde. Zumindest der Begriff. Angepriesen als Superfood, als dunkelvioletter Acai-Smoothie, als nahrhafte Acai-Bowl oder als vielseitig verwendbares Pulver. Doch was steckt in der kleinen dunkelvioletten Wunderbeere, die zu nahezu 90 Prozent aus Kern besteht? 

Acai: Ist die Superfood-Beere wirklich so gesund?

Acai, Açai bzw. Açaí (korrekte Aussprache: „Assa-i“) ist die exotisch anmutende Beere der Kohlpalme oder Acai-Palme (lat. Euterpe oleracea). Sie ähnelt äußerlich stark der heimischen Heidelbeere, beheimatet ist die Acai-Beere jedoch im Amazonasgebiet in Südamerika (Brasilien). Acai-Beeren sind in Deutschland kaum zu bekommen, denn sie sind nach der Ernte nur maximal 36 Stunden essbar, bevor sie verderben. Hierzulande wird Acai (und zwar die wertvollen Schalenanteile) deshalb meist als Pulver oder in Kapseln angeboten. Frisch wären die Früchte aber auch wenig genießbar. Der Geschmack von frischer Acai wird als ölig, nussig bis erdig und wenig süß beschrieben. 

Die Inhaltsstoffe von Acai

Die Acai-Beere hat reichlich Makro- und Mikronährstoffe zu bieten. In 100 g Acai-Pulver stecken 52 g Kohlenhydrate, 8 g Protein, 32 g Fett und 44 g Ballaststoffe. Acai-Beeren verfügen über eine hohe Nährstoffdichte. Das macht sie in der Tat zu einem „super food“.

Gesunde Fette

Der Fettanteil besteht ungefähr zu 10% aus mehrfach ungesättigten (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren), 60% einfach ungesättigten (Ölsäuren und Omega-9-Fettsäuren) und 30% gesättigten Fettsäuren. Der Ersatz gesättigter Fettsäuren durch einfach und/oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren in der Ernährung trägt zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels im Blut bei. Vor allem die einfach ungesättigte Ölsäure ist reichlich enthalten, aber auch die mehrfach ungesättigte Linolsäure. Linolsäure trägt ebenfalls zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels im Blut bei. Der hohe Anteil an gesunden Fetten führt dazu, dass der Energiegehalt von 100 g Acai-Pulver bei 533 Kcal liegt. 

(Vegane) Calcium-Quelle 

Erwähnenswert ist auch der Gehalt an Calcium (bis zu 300 mg). Dieser liegt bei durchschnittlich 220 mg pro 100 g. Damit ist Acai eine optimale vegane Alternative zum Calcium-Lieferanten Nummer 1, der Kuhmilch. Calcium nimmt im menschlichen Körper eine vielfältige Schlüsselrolle ein:

• Calcium trägt zu einer normalen Blutgerinnung bei.
• Calcium trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei.
• Calcium trägt zu einer normalen Muskelfunktion bei.
• Calcium trägt zu einer normalen Signalübertragung zwischen den Nervenzellen bei.
• Calcium trägt zur normalen Funktion von Verdauungsenzymen bei.
• Calcium hat eine Funktion bei der Zellteilung und -spezialisierung.
• Calcium wird für die Erhaltung normaler Knochen benötigt.
• Calcium wird für die Erhaltung normaler Zähne benötigt.

Vitamine und Mineralstoffe

In Acai stecken außerdem Vitamin B1, B2, B3, Vitamin C, Vitamin D3 und Vitamin E. Außerdem auch Eisen, Kalium, Magnesium und Zink. Der Eisengehalt liegt bei rund 4,3 mg pro 100g, der von Magnesium bei etwa 20 mg. Das ist für eine Frucht überdurchschnittlich viel. Eisen trägt unter anderem zu einer normalen kognitiven Funktion, zu einem normalen Energiestoffwechsel und zu einem normalen Sauerstofftransport im Körper bei. Magnesium trägt bspw. zu einer normalen Muskelfunktion, zur normalen psychischen Funktion und zur Erhaltung normaler Knochen bei und hat eine Funktion bei der Zellteilung.

Es wird deutlich  – Acai hat eine Menge guter Inhaltsstoffe zu bieten. 

Acai Beere – Superfrucht für die Gesundheit! 

Antioxidative Wirkung 

Acai beinhaltet eine Vielzahl an Antioxidantien (Proanthocyanidine, Flavonoide und Carotinoide), welche gegen reaktive Sauerstoffspezies (Sauerstoffradikale) wirken. Antioxidantien „fangen“ freie Radikale im Körper, bevor diese oxidative Schäden an den Körperzellen anrichten und diese nachhaltig schädigen können, z. B. durch Entstehung bzw. Verschlechterung zahlreicher chronischer Erkrankungen, darunter Atherosklerose, Diabetes, Krebs und andere degenerative Erkrankungen.

Einige der Polyphenole in Acai stimulieren zusätzlich die zelleigenen, antioxidativen Mechanismen, z. B. das Protein Nrf2. Dieses reguliert die zelleigene antioxidative Abwehr, indem es die Produktion von Enzymen wie Superoxide Dismutase (SOD), Katalase (CAT) und Glutathion-Peroxidase (GPx) anregt, welche im Zusammenspiel toxisches Wasserstoffperoxid und das freie Radikal Superoxid zu Wasser abbauen und somit den oxidativen Stress minimieren.

Der Flavonoid-Anteil, der in Acai-Beeren enthaltenen Polyphenole beträgt 31%, der der Proanthocyanidine 9 %. Die Polyphenole im Acai-Pulver sorgen für einen relativ hohen ORAC-Wert (antioxidatives Maß) von fast 40.000 µmol TE/g. ORAC steht für „Oxygen Radical Absorbance Capacity“. Damit kann die antioxidative Kapazität eines Stoffes angegeben werden. Bei der Messung dient Trolox, ein Derivat des Vitamin-E als Referenz, daher wird die antioxidative Kapazität in der Einheit Mikro Mol Trolox Equivalent (TE) angegeben. Je höher dieser Wert ist, umso stärker ist die antioxidative Wirkung.

Acai Beeren Flavonoide und andere Naturstoffe	Antioxidatives Potential (µmol TE/g)
(2S,3S)-Dihyrokaempferol 3-O-ß-D-Glucosid	15.198
(2R,3R)-Dihydrokaempferol 3-O-ß-D-Glucosid	11.218
Isovitexin	22.404
Velutin	13.643
Acai-Pulver	39.000
Himbeeren	4.882
Blaubeeren	9.621

Acai vermindert oxidativen Stress

In einer klein angelegten, nicht placebokontrollierten Studie nahmen gesunde Frauen über 4 Wochen täglich 200 g Acai-Beeren zu sich. Die antioxidative Kapazität in den Granulozyten stieg um 104%, die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies sank wiederum um ¼. Das Enzym Katalase (wandelt toxisches Wasserstoffperoxid zu Wasser und Sauerstoff um), stieg um das 40-fache an. Zudem sanken die sauerstoffgeschädigten (carbonylierten) Proteine, was als Indikator für geringen oxidativen Stress zu verstehen ist ⁽¹⁾.

Acai vermindert Lipidperoxide

In einer kurzzeitigen, doppelblinden,  placebokontrollierten Untersuchung bekamen die Teilnehmer abwechselnd entweder ein Placebo oder 120 ml Acai-Saft. Nach 2 Stunden konnte bei 11 der 12 Probanden eine erhöhte antioxidative Kapazität im Blutserum festgestellt werden. Bei 10 der 12 Teilnehmer sank die Konzentration der Lipidperoxide nach dem Verzehr des Acai-Saftes. Lipidperoxide sind toxische und DNA-schädigende Substanzen, die entstehen, wenn mehrfach ungesättigte Fettsäuren mit reaktiven Sauerstoffspezies reagieren ⁽²⁾.

Antientzündliche (antiinflammatorische) Eigenschaften

Insbesondere die sonst selten vorkommenden Flavonoide Velutin und Luteolin in Acai weisen antientzündliche Eigenschaften auf. In Zellversuchen konnte die Aktivierung des proentzündlichen Transkriptionsfaktors NF-κB gehemmt werden. NF-κB kontrolliert über 150 Zielgene und steuert unter anderem die Freisetzung von proentzündlichen Botenstoffen. Eine übermäßige Aktivierung von NF-κB ist typisch bei Erkrankungen mit chronischen Entzündungsreaktionen.

Das in Acai-Beeren vorkommende Velutin hemmte in einem weiteren Versuch die Freisetzung der proentzündlichen Botenstoffe TNF-α (Tumornekrosefaktor) und IL-6 (Interleukin-6) durch Makrophagen (Fresszellen). Das durch die Wirkstoffe aus Acai-Beeren vermehrt aktivierte Nrf2 unterdrückt das proentzündliche NF-κB, sprich es entfaltet indirekt eine entzündungshemmende Wirkung.

Acai für Sportler

Ein Saftkonzentrat aus 12 g gefrorene Acai Beeren zeigte bei Athleten positive Effekte. Die Athleten mussten zu einem Tretmühlen-Test bei hohem Widerstand antreten. Die vorgegebene Leistung betrug 90% VO2max (90% der maximalen Sauerstoffaufnahme). Ohne den Acai-Saft trat die Erschöpfung durchschnittlich nach 6,7 Minuten ein. Durch den Verzehr des Saftes konnte diese um eine weitere Minute, also auf 7,7 Minuten, verzögert werden. Der Anstieg des Ammoniums im Blut der Sportler, verursacht durch die Anstrengung und leichten Muskelschaden, wurde durch die Einnahme des Acai-Saftes verringert. Ammonium hemmt die Produktion des energiereichen ATPs (Adenosintriphosphat) und führt zu einem Anstieg des Ca2+ in den Mitochondrien (Zellkraftwerke), was wiederum zu vorzeitiger Ermüdung der Muskulatur führt. 

Die verringerte Ammoniumfreisetzung könnte daher an der erzielten Leistungssteigerung beteiligt sein. Die Forscher stellten zudem eine verbesserte kardiorespiratorische Antwort auf die Belastung fest. Die Athleten reagierten mit weniger Hyperventilation und empfanden den physischen Test als weniger belastend ⁽³⁾.

Acai zum Abnehmen und als Anti-Aging-Waffe?

Nicht klinisch bestätigt werden konnten weitere Anwendungsgebiete, bei denen Acai als Wunderwaffe angepriesen wird: Anti-Aging und Abnehmen. Die – als überdurchschnittlich schön geltenden – Brasilianerinnen verzehren häufig Acai-Bowls mit Acai-Fruchtpüree. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Inhaltsstoffen von Acai und „Schönheit“ gibt, ist jedoch nicht bewiesen. Auch zur Wirkung beim Abnehmen gibt es keine aussagekräftigen Studien. Jedoch kann man feststellen, dass Acai-Beeren einen sehr niedrigen Zuckergehalt von nur knapp 3,6 % haben und daher gut geeignet sind für alle, die sich kohlenhydratarm ernähren möchten. Der bereits erwähnte hohe Fettgehalt könnte überdies für eine längere Sättigung und eine geringere Kalorienaufnahme am Tag führen.

Dosierung und Einnahme von Acai

Dosierung/Einnahme	Acai Beeren gelten als Nahrungsmittel. In Brasilien werden täglich 100-200 g gegessen. Getrocknetes Acai-Pulver ist wasserfrei, dadurch stärker konzentriert und sollte in geringeren Mengen verzehrt werden. Bei Kapseln u. ä. auf die Empfehlungen des Herstellers achten.
Kombinieren mit	Acai kann pur oder in Ergänzung mit anderen Lebensmitteln oder Vitalstoffen eingenommen werden, z. B. mit Goji Beeren, Astaxanthin, Krill Öl etc.

Nebenwirkungen von Acai

Es hat sich gezeigt, dass an dem Mythos „Acai als Superfood“ viel Wahrheit steckt. Erfreulicherweise konnte in einer – extra dafür angelegten – klinischen Studie bei der Einnahme von 200 g Acai-Beeren täglich keine Nebenwirkungen festgestellt werden ⁽⁴⁾. Zu beachten ist jedoch, dass Acai-Beeren reich an Kalium sind. Sollten Medikamente eingenommen werden, die den Kaliumspiegel anheben (z. B. ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Cyclosporine, Heparine oder kaliumsparende Diuretika, z. B. mit den Wirkstoffen Amilorid und Triamteren), sollte vor der Einnahme von Acai Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.

Häufig gestellte Fragen zur Acai Beere

Referenzen

1. Barbosa PO, Pala D, Silva CT, Oliveira de Souza M, Ferreira do Amaral J, Lima Vieira RA, et al. Acai (Euterpe oleracea Mart.) pulp dietary intake improves cellular antioxidant enzymes and biomarkers of serum in healthy women. Nutrition. 2015 Dec 29. PubMed PMID: 26883870.
2. Jensen GS, Wu X, Patterson KM, Barnes J, Carter SG, Scherwitz L, et al. In vitro and in vivo antioxidant and anti-inflammatory capacities of an antioxidant-rich fruit and berry juice blend. Results of a pilot and randomized, double-blinded, placebo-controlled, crossover study. J Agric Food Chem. 2008 Sep 24;56(18):8326-33. PubMed PMID: 18717569. 
3. Carvalho-Peixoto J, Moura MR, Cunha FA, Lollo PC, Monteiro WD, Carvalho LM, et al. Consumption of acai (Euterpe oleracea Mart.) functional beverage reduces muscle stress and improves effort tolerance in elite athletes: a randomized controlled intervention study. Applied physiology, nutrition, and metabolism = Physiologie appliquee, nutrition et metabolisme. 2015 Jul;40(7):725-33. PubMed PMID: 26140415.
4. Udani JK, Singh BB, Singh VJ, Barrett ML. Effects of Açai (Euterpe oleracea Mart.) berry preparation on metabolic parameters in a healthy overweight population: A pilot study. Nutrition Journal. 2011;10(1):45. PubMed PMID: