Fast jede 2. Frau ist, nach dem Eintritt ihrer Wechseljahre, von Scheidentrockenheit betroffen. Doch nicht nur beim Einsetzen der Menopause ist vulvovaginale Atrophie (Scheidentrockenheit) eine unangenehme Erscheinung, auch bei Jüngeren kann die Krankheit auftreten. Eine trockene Scheide ist für die betroffene Frau nicht nur unangenehm, häufig führen die Symptome sogar dazu, dass das Liebesleben unter der Scheidentrockenheit ganz zum Erliegen kommt.
Das Thema auf den Punkt gebracht:
- Allgemein: Von Scheidentrockenheit ist etwa jede zweite Frau betroffen. Symptome wie Schmerzen und Juckreiz beeinflussen Alltag und Liebesleben.
- Wichtig: Es gibt verschiedene Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei einer vaginalen Atrophie. Lassen Sie sich von Ihrer/m Gynäkolog/in beraten!
- Hinweis: Durch das Beachten gewisser Faktoren im Alltag können Sie Scheidentrockenheit selbst vorbeugen.
Was ist Scheidentrockenheit und wie entsteht sie?
Jeden Tag scheiden Frauen ein milchig-weißes Sekret aus, das aus Flüssigkeit des Gebärmutterhalses und der Schleimhautzellen besteht. Diese Ausscheidungen reduzieren sich in Folge der Wechseljahre. Bei sexueller Stimulation wird noch ein zusätzliches Sekret abgesondert, das beim Geschlechtsakt wie ein organisches Gleitmittel wirkt.
Produziert der Körper nicht genug Vaginalflüssigkeit, ist eine trockene Scheide das Ergebnis. Ist neben der Scheide auch der äußere Schambereich betroffen, spricht man von vulvovaginaler Atrophie.
Beim Sex werden die trockenen Schleimhäute stark beansprucht und gereizt – die dadurch entstehenden Schmerzen wirken zumeist als echter Stimmungskiller. Darüber hinaus können kleine Risse entstehen, die zu leichten Blutungen führen können.
Symptome von Scheidentrockenheit
Eine trockene Scheide kann verschiedene Beschwerden verursachen. Symptomatisch sind:
- Schmerzen und leichte Blutungen nach und während des Geschlechtsverkehrs (sog. Dyspareunie)
- Juckreiz und Brennen in der Intimzone
- Wundgefühl, kleine Risse der Scheidenhaut
- Häufige Blasenentzündungen, Brennen beim Wasserlassen
- Schmerzen bei alltäglichen Bewegungen wie Radfahren oder Gehen
Ursachen von Scheidentrockenheit
Die häufigste Ursache für Scheidentrockenheit liegt in einer Störung des Hormonhaushalts der Frauen. Vaginale Atrophie kann ihren Ursprung aber auch in psychischen Problemen oder chronischen Erkrankungen haben.
Hormonelle Ursachen
Dem weiblichen Sexualhormon Östrogen kommt bei der Produktion von Scheidenflüssigkeit eine zentrale Rolle zu. Östrogene werden von den Eierstöcken produziert und sind für die Durchblutung, Befeuchtung und Elastizität des Gewebes, sowie mittelbar für das gesunde, saure Milieu der Scheide verantwortlich. Ist der Östrogenspiegel zu niedrig, verändert sich die weibliche Anatomie. Haut und Schleimhäute der Vagina dünnen aus. Ursache für einen niedrigen bzw. schwankenden Östrogenspiegel können die Wechseljahre, eine Schwangerschaft oder Stillzeit, bestimmte Medikamente wie z. B. die Anti-Baby-Pille oder chirurgische Eingriffe wie eine Entfernung der Eierstöcke bzw. Gebärmutter sein.
Psychische Ursachen einer vulvovaginalen Atrophie
Scheidentrockenheit kann aber auch durch psychische Probleme – wie z. B. eine gestörte Libido, Schamgefühle, Nervosität, Ängste oder Stress – oder eine übertriebene Intimhygiene begünstigt werden. Nämlich dann, wenn sich z. B. der pH-Wert des Scheidenmilieus infolge von schädlichen chemischen Substanzen verändert. Auch Beziehungsprobleme und psychische Erkrankungen wie Depressionen können die Durchblutung der Vagina und somit deren Feuchtigkeit beeinträchtigen. In diesen Fällen hilft gegebenenfalls eine Psycho- oder Paartherapie.
Krankheitsbedingte Ursachen
Ebenso können einige chronische Erkrankungen eine trockene Scheide zur Folge haben. Darunter
- Bluthochdruck
- Multiple Sklerose
- Diabetes mellitus
- Endometriose oder eine
- Autoimmunerkrankung, die Speichel- und Tränendrüsen angreift (sog. Sjögren-Syndrom).
Weitere mögliche Ursachen sind die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel sowie exzessiver Alkohol- oder Nikotingenuss.
Folgen einer unbehandelten vulvovaginalen Atrophie
Auf lange Sicht kann eine zu trockene Scheide die Scheidenwände löchriger und anfälliger für Verletzungen wie etwa kleine Risse machen. Dadurch erhöht sich das Risiko für Infektionen mit Bakterien oder Pilzen.
Der Scheidenausfluss bewirkt zudem einen Schutz vor Krankheitserregern, weil die sich darin bildenden Milchsäurebakterien die Vermehrung von Keimen unterbinden. Schließlich kann eine unbehandelte Scheidentrockenheit mittel- bis langfristig auch zu Problemen in der Partnerschaft und starkem psychischen Stress führen.
Diagnosemethoden von Scheidentrockenheit
Die Diagnose einer Scheidentrockenheit erfolgt durch den dafür zuständigen Facharzt – also den Gynäkologen. Ihr/e Gynäkolog/in wird zuerst Ihre Krankengeschichte erheben. Unter anderem erwarten Sie gezielte Fragen über Ihre Symptome, Schwierigkeitsgrad und über Vor- und Grunderkrankungen (wie Diabetes, Bluthochdruck) sowie der Anwendung von Medikamenten und Verhütungsmitteln. Diese Informationen können schon wertvolle Hinweise für die Ermittlung der Ursache sein.
Therapiemöglichkeiten bei vulvovaginaler Trockenheit
Die gute Nachricht ist, dass es zahlreiche Therapien und Mittel gibt Scheidentrockenheit in den Griff zu bekommen. Doch hier ist etwas Vorsicht geboten. Bedeutet die Lösung des Problems die Einnahme gefährlicher synthetischer Östrogene (sog. Phytohormone), sollte man eine gewisse Vorsicht walten lassen und Vor- und Nachteile sorgsam abwägen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum rät von der Einnahme dieser synthetischen Hormone ab, da diese oft ein krebserregendes Potential besitzen.
Neben den östrogenhaltigen Medikamenten sind in herkömmlichen Drogeriemärkten auch eine ganze Reihe von hormonfreien Gels, Cremes oder Zäpfchen erhältlich. Diese lokal eingesetzten Mittel schaffen in der Regel zwar schnelle Abhilfe, allerdings hat deren Wirkung auch ein sehr kurzes Ablaufdatum.Sind die Ursachen für die Scheidentrockenheit seelischer Natur, sollte man versuchen, Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Yoga anzuwenden. Bei gravierenden, tiefsitzenden Problemen kann auch professionelle Hilfe in Form einer psychotherapeutischen Behandlung zu Rate gezogen werden.
Medikamentöse Therapie
Bei Scheidentrockenheit, werden vor allem zwei medizinische Methoden diskutiert: Die hormonelle und die hormonfreie Behandlung.
Bei einer hormonellen Behandlung gleichen rezeptpflichtige Vaginalcremes oder –zäpfchen den Hormonhaushalt aus und regulieren den Östrogenmangel . Die Hormone werden direkt an die Umgebung oder in den Blutkreislauf abgegeben und wirken lokal gegen Scheidentrockenheit.
Die andere, hormonfreie Variante ist für alle Frauen geeignet, insbesondere auch während der Stillzeit oder einer anti-hormonellen Brustkrebs-Therapie. Hormonfreie Gele, Cremes und Zäpfchen sind in der Apotheke ohne Rezept erhältlich und können zu einer Linderung der Beschwerden von Scheidentrockenheit beitragen. Eine regelmäßige Anwendung kann helfen, trockener Haut und Hautreizungen im Intimbereich vorzubeugen.
Operative Eingriffe
Wenn die Ursache der Scheidentrockenheit in einem Östrogenmangel liegt, kann auf eine Laserbehandlung zurückgegriffen werden. Ziel ist es, den Stoffwechsel des Bindegewebes wiederherzustellen, die Durchblutung anzuregen und den Zustand der Schleimhaut durch eine Neubildung von Kollagen zu verbessern. Kollagenfasern speichern Wasser in der Haut, wodurch die innere Schleimhaut der Vagina feuchter und elastischer wird. Da die Behandlung darüber hinaus den Beckenboden strafft und die Harnröhre stabilisiert, ist die Laserbehandlung auch bei leichter Harninkontinenz hilfreich.
Ein optimales Ergebnis wird in der Regel durch 3 Sitzungen erzielt mit 4-6 Wochen Pause zwischen den Sitzungen. Danach sollte man es jährlich auffrischen. Die Behandlung ist relativ schmerzfrei und Sie können direkt danach problemlos wieder Ihren normalen Tagesablauf annehmen. Auf den Geschlechtsverkehr sollten Sie die ersten 2-3 Tage verzichten. Diese Behandlung verursacht fast keine Nebenwirkungen. Auftreten könnten z. B. leichte Rötungen oder Schwellungen im Vaginalbereich, die nach spätestens 48h wieder abklingen.
Physiotherapeutische Maßnahmen
Ein dauerhaft verspannter Beckenboden geht häufig mit einer Scheidentrockenheit einher. Gezielte Übungen, zur Lockerung Ihrer Muskulatur im Beckenbodenbereich, lindern oft die Symptome. Auch bei leichter Inkontinenz, helfen diese Übungen. Außerdem bringen Physiotherapeuten während der Behandlung häufig auch Zeit mit, um sich die Sorgen der Betroffenen anzuhören.
Die psychosoziale Betreuung ist ebenso von Vorteil, wenn es um die Linderung ihrer Symptome geht, da die Ursache für vulvovaginale Atrophie auch der mentale Zustand sein kann.
Natürliche Methoden zur Behandlung
Bei einer vulvo-vaginalen Atrophie sind harmonisierende pflanzliche Mittel und natürliche Nahrungsergänzungen sehr nützlich und bieten eine sanfte und wirkungsvolle Alternative zu den herkömmlichen schulmedizinischen Behandlungsformen. So können aus Sanddorn bezogene Omega-Fettsäuren (das Fruchtfleischöl des Sanddorns) in einer Kombination mit Mikronährstoffen wie Vitamin E oder Vitamin B7 (Biotin) dauerhaft zur (Wieder-)Herstellung der Balance der Schleimhäute im Intimbereich beitragen.
Das nepalesische Ölweidengewächs Sanddorn verbessert die Epithel-Integrität der Schleimhäute und fördert so das Zellwachstum. Allerlei weitere pflanzliche Substanzen wie beispielsweise Schizandra, Granatapfel oder Bockshornklee können den Wiederaufbau und das Gleichgewicht der vaginalen Schleimhäute ebenfalls positiv beeinflussen.
Hausmittel zur Behandlung von Scheidentrockenheit
Zur eigenen Behandlung von vaginaler Atrophie werden Kokosöl, Olivenöl oder andere natürliche Öle wie z. B. Mandelöl empfohlen. Sie helfen, die Scheidenhaut geschmeidiger und elastischer zu machen und verringern akutes Brennen sowie Juckreiz. Hochwertige und reine Öle sind hierfür geeignet, Zusatzstoffe und Verunreinigungen können die gereizte Zone nur zusätzlich belasten. Es kann aber auch an Milchsäurebakterien fehlen, die den pH-Wert Ihrer Vagina leicht sauer halten und somit verhindern, dass Krankheitserreger durch die Scheide eindringen. Joghurt beinhaltet diese wichtigen Milchsäurebakterien. Wenn Sie täglich 1-2 mal ungefähr 2 Esslöffel Naturjoghurt äußerlich auf Ihre Vagina auftragen und eine halbe Stunde einwirken lassen, unterstützen Sie einen gesunden pH-Wert und mindern akuten Juckreiz.
So können Sie einer vaginalen Atrophie vorbeugen
Um vorzubeugen gibt es nicht „das eine Geheimrezept“. Wenn Sie vorbeugen möchten, müssen Sie auch bedenken, dass die mögliche Ursache<strong> </strong>angegriffen werden muss und nicht nur das Symptom. Was dabei helfen kann vorzubeugen:
Verzichten oder reduzieren Sie möglichst Genussgifte
Bei viel Stress, Nervosität und familiären Problemen helfen Entspannungsmethoden wie Yoga etc.
Unterlassen Sie übertriebene Intimhygiene wie z. B. Scheidenspülungen oder Vaginalduschen, da diese Ihrem pH-Wert noch mehr Schaden zufügen
Während der Menstruation eignen sich eher Binden als Tampons, da das Scheidenmilieu hierbei größtenteils ungestört bleibt
Auf garkeinen Fall Hausmittel wie Essig für z. B. ein Essigbad verwenden, es trocknet Ihren Intimbereich nur zusätzlich aus.
Bewegung in jeder Form – egal ob durch den Geschlechtsverkehr (hier wird bei ersten oder durch Sport – fördert die Durchblutung. Bei ersterem wird bei ersten Anzeichen der vulvo-vaginalen Atrophie empfohlen, Gleitmittel zu benutzen.
Scheidentrockenheit: Fazit zur Problematik
Obgleich mehr als 50% der Frauen im Laufe ihres Lebens an Scheidentrockenheit erkranken, trauen sich viele von Ihnen nicht, darüber zu reden. Eine trockene Scheide ist für die betroffene Frau häufig unangenehm und nicht selten führen die Symptome dazu, dass das Liebesleben unter der Scheidentrockenheit ganz zum Erliegen kommt.
Dabei ist vaginale Atrophie etwas völlig normales und leicht zu behandeln. Neben medikamentösen Therapieformen lassen sich auch pflanzliche Mittel wie Sanddorn in Verbindung mit Vitamin E zur Leidensbekämpfung verwenden.
Häufig gestellte Fragen zur Scheidentrockenheit
Welche Symptome habe ich bei vaginaler Atrophie?
Schmerzen und leichte Blutungen nach und während des Geschlechtsverkehrs (sog. Dyspareunie), Juckreiz und Brennen in der Intimzone, kleine Risse der Scheidenhaut und auch Schmerzen bei alltäglichen Bewegungen wie Radfahren oder Gehen sind Anzeichen von Scheidentrockenheit.
Mit welchen Hausmitteln kann ich Scheidentrockenheit behandeln?
Zur eigenen Behandlung von vaginaler Atrophie werden Kokosöl, Olivenöl oder andere natürliche Öle wie z. B. Mandelöl empfohlen. Sie helfen, die Scheidenhaut geschmeidiger und elastischer zu machen und verringern akutes Brennen sowie Juckreiz.
Was sind die Folgen einer vaginalen Atrophie?
Auf lange Sicht kann eine zu trockene Scheide die Scheidenwände löchriger und anfälliger für Verletzungen wie etwa kleine Risse machen. Dadurch erhöht sich das Risiko für Infektionen mit Bakterien oder Pilzen.